Die Idee...

Den Landtag mit den Augen einer Volontärin entdecken: Während meines zweijährigen Volontariats in der Pressestelle des Schleswig-Holsteinischen Landtags könnt ihr mir in diesem Blog virtuell über die Schulter schauen. Euch erwarten persönliche Eindrücke und kleine Anekdoten aus meinem Arbeitsalltag und dem politischen Geschehen. Viel Spaß beim Lesen!

Montag, 19. Dezember 2016

Vorbereitung einer Landtagssitzung

Es ist Mittwoch, 9:55 Uhr. Der Gong hallt durch das ganze Landeshaus und die Abgeordneten folgen seinem Ruf in den Plenarsaal. Im Gang vor der Pressestelle stehen Stehtische mit Häppchen und Süßigkeiten und im Büro ertönt der spirituell angehauchte "Körperzellen Rock" – eindeutige Indizien für den Beginn der Landtagssitzung. Für die zehnte und letzte Tagung des Jahres haben sich die Stenografen, die sich vor jeder Plenarsitzung ein Buffet im Flur aufbauen, besonders ins Zeug gelegt. Kekse, Kuchen, Muffins – es riecht nach Weihnachten und ich kann kaum widerstehen, mir im Vorbeigehen etwas Leckeres in den Mund zu stecken. Und das Körperzellen-Tanzlied, für mich als Neuling ebenfalls besonders, für die drei Kollegen in der Onlineredaktion gewohntes Ritual: Mit einer 100-prozentigen Ohrwurm-Garantie stimmt es uns auf drei lange Tage Plenarberichterstattung ein. 

Während der Sitzungstage berichten wir über jede Debatte. Bei rund 20 Debatten und 40 bis 50 Tagesordnungspunkten an drei Tagen ist das keine leichte Aufgabe. Die Hauptarbeitszeit für die Onlineredaktion ist allerdings vor Beginn des Plenums. Auf der Landtags-Homepage werden unter plenum-online die aktuelle Tagesordnung, der Zeitplan und die Themen der Debatten webgerecht aufgearbeitet. Zu jedem Thema erscheint ein Vorbericht. Das bedeutet für uns: Die Anträge der Fraktionen lesen, das Juristendeutsch verstehen und übersetzen, Anknüpfungen zu vergangenen Debatten suchen, weitere Informationen recherchieren und am Ende einen allgemeinverständlichen Hintergrundtext verfassen. Klingt einfach? Ist es aber nicht!

Meine Aufgabe war es, einen Antrag zum Thema Wohnungsbau zu bearbeiten. Lesen ist das eine. Zu verstehen, was mit "Verzicht auf einen einheitlichen Siedlungsrahmen" und "restriktive Vorgaben für die wohnbauliche Entwicklung der Gemeinden" gemeint ist, das andere. Für die Recherche wälzte ich den 130 Seiten langen Landesentwicklungsplan bis mir die Übersetzung gelang. Am Ende war es doch ganz einfach: Gemeinden sollen selbst entscheiden können, wie viele neue Wohnungen sie bauen. Nach einigen Stunden Recherche freute ich mich über das Ergebnis und schrieb einen kurzen Hintergrundbericht. Die Erkenntnis: Durch die Einarbeitung in komplizierte Themen wie dieses lerne ich Stück für Stück neue Details der facettenreichen schleswig-holsteinischen Landespolitik kennen.

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