Die Idee...

Den Landtag mit den Augen einer Volontärin entdecken: Während meines zweijährigen Volontariats in der Pressestelle des Schleswig-Holsteinischen Landtags könnt ihr mir in diesem Blog virtuell über die Schulter schauen. Euch erwarten persönliche Eindrücke und kleine Anekdoten aus meinem Arbeitsalltag und dem politischen Geschehen. Viel Spaß beim Lesen!

Freitag, 17. März 2017

Streitgespräche ohne Streit

Was ist eigentlich eine Debatte? In Plenarsitzungen dreht sich alles um dieses Wort: Es stehen viele Debatten auf der Tagesordnung, Abgeordnete haben über verschiedene Themen debattiert, Politiker führen hitzige Debatten. Beim Landesfinale von "Jugend debattiert" – einem Wettbewerb für diskutierfreudige Schüler – wurde mir die eigentliche Bedeutung des Wortes nochmal so richtig bewusst. 

In einer Debatte geht es darum, andere mit den eigenen Argumenten zu überzeugen und dafür zu sorgen, dass sie am Ende für oder gegen etwas stimmen. Es ist ein Streitgespräch, bei dem sich Befürworter und Gegner einer These gegenüberstehen, ihre Ansichten austauschen und ihre Meinung sachlich darstellen. Im Parlament ist das nicht immer ganz eindeutig. Hier sprechen in der Regel einzelne Politiker nacheinander. Einen direkten Austausch von Standpunkten gibt es zumeist nur in den Ausschüssen oder bei Zwischenfragen aus den Reihen der Abgeordneten.

Junge Debattanten: Jorina Sendel & Tom Lenuweit. (Foto: Landtag)
Die Schüler bei "Jugend debattiert" dagegen halten sich genau an diese Vorgehensweise, wenn auch in abgewandelter Form. Es ist schließlich ein Wettbewerb und die Debatten führen zu fiktiven Entscheidungen. Und doch sind die Vorgaben, wie ich finde, sehr streng: Welche Position die Jugendlichen vertreten, wird vorher ausgelost – es ist also nicht unbedingt ihre eigene Meinung. Auch Notizen für die Rede auf dem Podium sind nicht erlaubt. Zum Schluss werden die Nachwuchsredner unter anderem danach bewertet, ob sie sich sachlich ausdrücken konnten und wie überzeugend ihre Argumente waren. Gar nicht so einfach, wenn die Streitfrage beispielsweise  lautet, ob der Polizei erlaubt werden soll, DNA-Spuren "zur Bestimmung der äußeren Erscheinung von Straftätern" zu nutzen. 

Umso mehr bin ich beeindruckt, wie Mädchen und Jungs zwischen 15 und 17 Jahren ihren Standpunkt frei vortragen und dann spontan auf Gegenargumente reagieren, ohne dabei ins Stocken zu geraten oder sich von der Gegenseite aus der Ruhe bringen zu lassen. Da können einige Politiker noch was lernen. Ganz frei reden sie selten, obwohl es so in der Geschäftsordnung des Landtages zu finden ist: "Die Abgeordneten sprechen in der Regel in freiem Vortrag", heißt es dort in Artikel 56.

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