Nun endlich stand der erste Termin des Jahres bevor: der Besuch der Sternsinger. Dass die als Heilige Drei Könige verkleideten Kinder jedes Jahr den christlichen Segen überbringen, sich mit einer Kreidezeichnung am Eingang verewigen und Geld für notleidende Kinder sammeln, wusste ich. Sie treffen auch die Kanzlerin und den Bundespräsidenten, die Aktion hat eine lange Tradition. Über die Größenordnung des Dreikönigssingens im Landtag war ich mir allerdings nicht im Klaren. Im vergangenen Jahr war ich zu dieser Zeit noch im Urlaub.
Sternsinger sind die neuen Popstars
Gedränge vor dem Eingangsportal. (Foto: Landtag) |
Ich ahnte schon, was auf mich zukommt, als ich die Eingangshalle des Landeshauses betrat. Obwohl noch gar nicht alle Kinder da waren, blendeten mich schon die Scheinwerfer einiger TV-Kameras, Reporter liefen aufgeregt umher. Einen kurzen Moment fragte ich mich, ob unter den kleinen verkleideten Königen wohl ein echter roayler Spross sein würde. Dann ging es Schlag auf Schlag: Gruppenbild vor dem Eingangsportal, ein bisschen Gesang, weiter zur Kreidezeichnung „20*C+M+B+18“ an der Hauswand. Journalisten standen sich gegenseitig im Weg, versuchten sich in die erste Reihe zu drängen für das beste Bild. Ich konnte kaum glauben, was ich sah. Ein Reporter stieß in dem Getümmel einem verdutzten Kind sogar die Krone vom Kopf.
Bei meinem Versuch das Mädchen zu fotografieren, das den Segen neben die Eingangstür schrieb, wurde auch ich von zwei Kameramännern beiseite geschubst. Ok, es waren um die 50 Kinder und der Eingangsbereich des Landtages ist nicht besonders groß. Aber mit solch chaotischen Zuständen hätte ich im Leben nicht gerechnet. Anscheinend ist Anfang des Jahres nicht nur für den Landtag „Saure-Gurken-Zeit“, sondern auch für die Medien.
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